Projektinfos
Querformat Architektur ZT GmbH, Dornbirn
DI Thomas Fußenegger
Bauherr
Land Vorarlberg
Standort
Hohenems (A)
Wettbewerb
2016
Projektphasen
Wettbewerb
Ausführung
Rechte
Text Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH,
Abbildung Thomas Knapp
- Haustechnik
Koller & Partner GmbH, Bregenz - Elektroplanung
ek-plan I Elektroplanung, Nenzing - Statik
gbd ZT GmbH, Dornbirn - Geotechnik
BGG Consulte, Hohenems - Bauphysik
SPEKTRUM - Zentrum für Umwelttechnik & -Management GmbH, Dornbirn - Infrastrukturtechnik
WASSERPLAN - Fischer & Herda Ziviltechniker GmbH, Hohenems
BSBZ – Landwirtschaftsschulen Vorarlberg, Hohenems
1. Platz
Das bäuerliche Schul- und Bildungszentrum wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erweitert. Mit dem Erweiterungsbau von 2006 wurde bereits versucht, die zergliederte Bausubstanz in eine klarere Struktur zu fassen. Die bestehende Baukörperkonfiguration ist relativ kompakt organisiert und grenzt sich klar gegenüber dem weitläufigen Außenraum und dem angrenzenden Siedlungsgebiet ab. Lediglich im Bereich der beiden Eingänge für Schule und Erwachsenenbildung bricht die geschlossene Bauform auf. Diese Baulücken markieren die Zugänge, welche in weiterer Folge über zwei Innenhöfe führen. Dabei markiert der Zugangshof der Schule, mit angrenzendem Mehrzwecksaal, das eigentliche Zentrum der Anlage.
Versucht man den Bestandsbau, zusammen mit den umliegenden Freiflächen für Landwirtschaft und Sport, einem städtebaulichen Typus zuzuschreiben, lässt sich dies am ehesten als bäuerliche Hoftypologie mit schulischer Nutzung umschreiben. Die große Kubatur steht selbstbewusst im Grünraum und verkörpert so eine klare Haltung gegenüber der baulichen Umgebung. Die Hoftypologie kann zudem immer wieder erweitert werden und ermöglicht gleichzeitig eine hohe räumliche Qualität an der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum.
Der vorliegende Entwurf versucht dieses städtebauliche und räumliche Potential aufzugreifen und weiter zu stärken.
Durch die Setzung des Neubaus entsteht ein weiterer Innenhof, welcher im Zentrum der drei Klassenhäuser liegt, und somit das Zentrum des Schultrakts bildet. Dieser Schulhof bleibt nach außen räumlich geschlossen und generiert somit keine weitere Zugangssituation, es bleibt bei einem Eingang für eine Schule. Der Neubau orientiert sich zudem an der inneren Erschließungsstruktur des Bestandes und wird in direkter Verlängerung der Hauptkorridore positioniert. Die daraus resultierenden Vor- und Rücksprünge des Baukörpers gliedern das große Volumen gegenüber der Umgebung. Durch den Neubau werden zudem problematische Fassadenfragmente der Nordwestfassade bereinigt.
Das Schulhaus wird zwar über den gemeinsamen Eingang erschlossen, die Verkehrsströme werden jedoch unmittelbar danach geteilt. Geht man vom Eingang geradeaus weiter, führt der Weg direkt an der Zentralgarderobe und am Innenhof vorbei, zum Haupttreppenhaus. Ähnlich dem Bestandsbau, verbindet die Treppe die Verarbeitungs- und Werkstättenbereiche im Untergeschoss mit den darüber liegenden Lernlandschaften. Vom zentralen Treppenhaus gelangt man direkt in die spiegelsymmetrisch angeordneten Gemeinschaftsflächen. Diese pädagogisch wertvolle Zone wurde dabei auch für den Fachunterrichtsbereich ergänzend vorgesehen.
Über die beiden Erschließungsspangen wird der neue Unterrichtsbereich unmittelbar in die Erschließungsstruktur des Bestandes eingebunden. Diese doppelte Wegführung ermöglicht einerseits einen Rundgang durch alle Klassentrakte, und ermöglicht gleichzeitig den zweiten Fluchtweg ohne zusätzliches Treppenhaus.
Der Verpflegungs- und Gemeinschaftsraum, welcher für alle Schüler offensteht, ist ebenfalls entlang dieser Erschließungsspange, im Zentrum der Schule situiert. Diesen Gemeinschafträumen sind Terrassen und Balkone vorgelagert, welche auch als konstruktiver Sonnen- und Witterungsschutz nach Südwesten dienen. Die Integration und Erweiterung der bestehenden Terrasse in den Innenhof eröffnet zudem weitere Möglichkeiten für den Schulbetrieb. Einerseits als mögliche Plattform für die angedachte Außenklasse, anderseits als notwendiger Freiraum für den sozialen Austausch in den Pausen. Im Innenhof kann sich so eine lebendige Atmosphäre entwickeln, welche durch einen naturbelassenen Garten im Untergeschoss zusätzlich bereichert wird. Dieser soll als Gegenpol zur umliegenden Kulturlandschaft, das Spannungsfeld der kulturellen und ökologischen Verantwortung am bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum zum Ausdruck bringen.
Damit im Zuge der Erweiterung auch die Barrierefreiheit für das gesamte Schulhauses gewährleistet werden kann, wird im Erdgeschoss des Bestands ein zusätzlicher Plattformaufzug eingebaut.
Durch die Ausdehnung der bewehrten Konstruktion und Fassadengestaltung vom Zubau 2006, auf den jetzigen Neubau und die noch ausstehende Fassadensanierung für den Schultrakt von 1987, wird auch eine gestalterische und konstruktive Konsistenz für das ganze Schulhaus angestrebt. Dies ist einerseits im Sinne einer möglichst gleichwertigen Lernumgebung für alle Schüler, aber auch Ausdruck der funktionalen Logik, und den hohen Anforderungen an Ökologie und Nachhaltigkeit. Während das massive Sockelgeschoss vorwiegend Werkräume mit höheren Brandschutzanforderungen beherbergt, sind die Unterrichtsgeschosse wieder in Holzmassivbau mit Brettstapelbauweise konzipiert. Die tragenden Mittelachsen werden beim Neubau jedoch mit deckengleichen Trägern und Stahlstützen abgelastet um die Lernlandschaften möglichst offen und flexibel zu gestalten. Zusätzliche akustische Maßnahmen sind auf den Wänden und Möbeln vorgesehen.
Während die Fassadefarbe nach außen hin die gemeinsame Schule ausdrückt, sind die drei Klassentrakte innen bewusst farblich differenziert und eigenständig. Neben den naturbelassenen Holzoberflächen, ist innen ein heller Bodenbelag mit farbigen Akzenten durch die Möbel vorgesehen. Die Fassadenfarbe auf sägerauhen Holzlatten hat sich über die letzten zehn Jahre bewährt, dies sieht man am Besten im direkten Vergleich mit der gleichzeitig sanierten Putzfläche.
Ein gestalterisch neues Element an der Fassade sind die Bereiche mit vertikalen Lamellen. Durch diesen Filter werden sowohl die inneren Erschließungs- und Gemeinschaftszonen an der Außenfassade ablesbar, als auch die Übergangsbereiche zwischen den verschiedenen Bauetappen. Durch diesen Kunstgriff kann auch der leichte Höhenversatz zum Klassentrakt 1987 logisch aufgenommen werden.
Die Klassenräume und die angrenzende Gemeinschaftsfläche werden lediglich durch Möbeleinbauten zoniert. Durch die durchgehenden Oberlichter wirken die Räume offen, hell und großzügig. In den tiefen Möbeln können offenstehende Türen versteckt werden, und verglaste Sitznischen fördern zusätzlich Transparenz und Kommunikation bei gleichzeitiger Gewährleistung des Schallschutzes. Funktionale Anforderungen wie Waschbecken, Stauraum oder auch Arbeitskojen werden allesamt in die Möbel integriert, dadurch bleibt genügend Raum frei für flexible Möbel und kreative Nutzungen.