Projektinfos
DI Christoph Dünser
DI Stefan Hiebeler
Benjamin Gabler M.Sc.
Saskia Weber M.A.
DI Anna Müller
Thomas Meusburger
Ing. Benjamin Baumgartl
Hanna Bayer B.A.
Wolfgang Hammerer
Arch. DI Roland Wehinger
BM DI Eugen Keler
Stefan Simma
Saskia Weber M.A.
Jörg Braun
BM DI Eugen Keler
Bauherr
Kloster Einsiedeln / Propstei St.Gerold
Standort
St. Gerold
Fertigstellung
2023
Projektdaten
NGF 1602,4 m²
Projektphasen
Reithalle Neubau
Herberge Umbau
Reithalle Sanierung
Haupthaus Sanierung
Rechte
Foto HK Architekten, Roland Wehinger
Text Tina Mott
Übersetzung Bronwen Rolls
- Bau KG
Gau Kurt Planungs- und Baukoordination - Elektroplanung
Norbert Steiner - HLS Planung
E-Plus Planungsteam GmbH - Tragwerksplanung
Merz Kley Partner GmbH
Propstei St. Gerold – Haupthaus Sanierung, St. Gerold
Seit mehr als 1.000 Jahren wird an diesem Ensemble gewirkt und gewerkt. Der Heilige Gerold gründete 960 eine Benediktinerpropstei an der historischen Faschina-Passroute, die während der folgenden Epochen mit Bauten im Stil der Gotik und Renaissance, des Barock sowie des Klassizismus zu einer vielschichtig verwobenen Anlage ergänzt wurde. 1958 folgte die Umwidmung vom Kloster zu einem Ort der Begegnung und Bildung, der durch behutsame Renovierungs- und Ausbaumaßnahmen stets weiterentwickelt wird.
Die Sanierung des streng denkmalgeschützten Hauptgebäudes war notwendig, um eine drohende Schließung abzuwenden. Sowohl die Elektrotechnik als auch der Brandschutz entsprachen nicht mehr den erforderlichen Genehmigungsstandards. Zudem fehlte die für den Betrieb als Gästehaus unerlässliche Barrierefreiheit sowie die Infrastruktur eines zeitgemässen Seminarhauses.
Um Raum für einen lichten Empfangs- und Erschließungsbereich zu schaffen, wurde die Grundrissfigur des kompakten Gebäudekomplexes in der südwestlichen Ecke durch einen schlanken Ersatzbau geschlossen. Der Baukörper fügt sich in Dachstruktur, Fassadengestaltung und Fensterrhythmus nahtlos in den Bestand, die großzügigen Öffnungen und sprossenlosen Gläser zeigen jedoch das aktuelle Baujahr.
Von hier entwickeln sich die Wege vertikal durch eine Liftanlage und die geschwungene Sicherheitstreppe mit einem Geländer aus unbehandeltem Schwarzstahl, horizontal hingegen als barrierefreier Gang, der den neu interpretierten Paradiesgarten als Herzstück der Anlage umschließt.
Dieses dreigeschossige Volumen wirkt optisch als Außenbereich, zum Himmel wie zur Erde offen. Doch die angenehme Temperatur und weiche Akustik betonen, dass der Raum von einem leichten Glasdach und fußwarmen Stampflehmboden gefasst ist. Die Fassaden der begrenzenden Gebäudeflügel wurden behutsam restauriert, die ursprünglichen Fensterordnungen wiederhergestellt und das seltene romanische Mauerwerk des Kirchenschiffes freigelegt. Die verwitterte Christusfigur von 1770 scheint nun aus den rauen Bruchsteinen herauszutreten.
In Materialabstimmung mit den gekalkten Wänden fließt der ockerfarbene Lehmboden im gesamten Erdgeschoss barrierefrei über die unterschiedlichen Niveaus der historischen Epochen und löst zudem das Problem der Feuchtigkeit, da eine Drainage gegen das Hangwasser aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich war. In den beiden darüber liegenden Wohnetagen verleiht helles, sägeraues Eschenholz den barocken Gängen heitere Wärme und wohligen Duft. Die Zimmertüren wurden behutsam vor die historischen Mauern gesetzt, um den wertvollen Bestand zu schonen.
Im ersten Obergeschoss hat eine sorgfältige Renovierung die Klosterbibliothek mit ihren wertvollen Schriften bewahrt, im darüber liegenden Stockwerk konnte das Renaissancetäfer der Prälatur mit überlieferter Handwerkskunst und modernster Lasertechnik behutsam restauriert und ergänzt werden. Das mit Fresken von Ferdinand Gehr ausgestaltete Capitulum, als repräsentativer Versammlungsort des Klosters, entwickelte sich zum technisch bestens ausgestatteten Seminarraum. Sein historisches Gebälk wurde freigelegt und aufwendig saniert, auch wenn nun das neue Dach trägt.
Die zentralen Themen des komplexen Bauprojektes bilden die weitgehende Rückbaubarkeit der Eingriffe, die behutsame Erhaltung und Wiederverwertung von Materialien sowie die Umsetzung ökologischer Kriterien, ganz im Sinne des Biosphärenparkes Großes Walsertal, in den die Probstei eingebettet liegt.
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Baublog
Publik
- Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft – Perfekte Balance 03/2024
ZN Z-418, Ingrid Bertel