Projektinfos
Doppelmayr, Wolfurt
Das neue Gebäude definiert eine klare Schnittstelle zwischen dem geschützten Ried und dem Gewerbegebiet. Die Größe des Grundstücks ist für das gegebene Raumprogramm äußerst knapp bemessen. Entweder man baut in die Höhe oder das Grundstück wird zur Gänze bebaut. Der Verfasser vertritt letztere Haltung, denn die Einhaltung einer moderaten Höherentwicklung erscheint an dieser Stelle richtig. Das Gebäude sollte nicht wesentlich über die südseitigen Baumreihen ragen. Somit wird das Gebäude in den Zuschnitt des Grundstücks eingepasst, wobei westseitig die Flucht des Haberkorn-Ulmer-Gebäudes aufgenommen wird. Eine optimale Belichtung der resultierenden Gebäudetiefen wird durch Atrien gewährleistet.
Der Eingangsbereich und Vorplatz des Gebäudes orientiert sich zur Straße und zur gegenüberliegenden Werkhalle. Die Südfassade markiert wie zuvor beschrieben den Übergang vom Naherholungsraum zum Gewerbegebiet. Diese Schnittstelle wird auch innenräumlich zum Ort der Begegnung, nämlich über eine Erschließungszone mit eingelagerten Aufenthaltsräumen. Somit liegen im Süden die sonnigen Kommunikations- und Konferenzbereiche mit Ausblick, auf der Nordseite, mit idealen Lichtbedingungen, die Bereiche zum Arbeiten und mit Blick zur Werkhalle.
Die räumliche Organisation der Bürostruktur ist grundlegend für die gesamte Gebäudeorganisation. Dabei steht eine maximale Flexibilität im Vordergrund. Dies wird einerseits gewährleistet durch Bürobereiche ohne fix eingebaute Wände oder Räume, sowie durch Trennwände, die unter einer durchgehenden Deckenhöhe frei gesetzt werden können.
Des Weiteren soll störender Durchgangsverkehr durch die Arbeitsbereiche vermieden werden. Diese Funktion übernimmt die südseitige Erschließungsstraße, welche bis zu vier Abteilungen miteinander verbindet. Entlang dieser Spange liegen auch sämtliche Kernfunktionen. Die Bürozonen sind beidseitig belichtet und haben auf einer Seite immer einen direkten Außenbezug, auf der gegenüberliegenden Seite den Bezug zum Innenhof. Über den Innenhof und die transparente Kommunikationszone entsteht wiederum ein Bezug zu den Baumreihen und zum Ried.
Eine wesentliche Rolle in der Organisation des Gebäudes nehmen die großzügigen, lichtdurchfluteten Atrien ein. Sie bilden durch Wasserflächen und Bepflanzung die Grundlage für eine effiziente Klimatisierung des Gebäudes und schaffen dabei gleichzeitig eine angenehme Atmosphäre. Die Atrien helfen zudem bei der räumlichen Orientierung. Für Besucher und Mitarbeiter wird die Gebäudeorganisation durch vielfältige Sichtbezüge sofort ablesbar. Die Teeküchen in den Obergeschossen können zum Atrium hin komplett geöffnet werden.Der Hauptzugang zu den Bürogeschossen liegt unmittelbar beim Empfang. Dadurch können die Atrien auch unabhängig vom normalen Bürobetrieb für Veranstaltungen aller Art genutzt werden. Durch das Atrium entsteht im Konferenzbereich auch zusätzlich nutzbare Fläche.
Der Erdgeschossboden wurde etwas über das Niveau des südseitigen Fahrradweges angehoben. Dadurch bietet sich von der Außenterrasse und den Konferenzräumen ein freier Blick ins Ried, bei gleichzeitig gewahrter Diskretion.Die Garageneinfahrt wurde auf der Nordseite situiert. Durch das nach Norden hin fallende Gelände und das erhöhte Erdgeschossniveau ergibt sich eine höhere Garage. Diese kann für die Wasserbecken, die Liftgruben, die Haustechnik und für den LKW-Ladehof genutzt werden. Somit kann die Anlieferung und die Sicherheitsschleuse zentral neben dem Konferenzbereich angeordnet werden.
Die Fassaden sind sehr plastisch ausgebildet, die dadurch entstehenden „Schattendächer und Beschattungslisenen sind sowohl nordseitig als auch auf der Südseite Teil des Klimakonzeptes, behindern aber auf Grund ihrer Geometrie nicht den optimalen Lichteinfall. Diese Haut besteht aus Alu-Formelementen und nimmt Bezug auf die Produkte der Fa. Doppelmayr. Diese Materialisierung setzt sich teilweise in den Atrien fort, Alu, Sichtbeton und Glas stehen im Kontrast zu Holzböden und Akkustikelementen an der Decke mit Holzuntersicht. Somit entsteht eine wohnliche Atmosphäre trotz „High-Tech- Anmutung“ des Gesamtkonzeptes.
Die maximale Flexibilität im Bürogrundriss und die klimawirksamen Atrien bedingen das Gebäude mit einem Sprinklerschutz auszustatten. Somit entfällt entlang der Atrien auch eine Brandschutzverglasung. Es gibt vier Fluchttreppenhäuser, die innerhalb der vorgegebenen Fluchtweglängen erreicht werden können, was das Gebäudekonzept störende Maßnahmen, wie Brandschutzportale oder Ähnliches hinfällig macht. Das Gebäude wird durch die Decke über OG2 in 2 Brandabschnitte gegliedert.
Die Lage des Grundstücks am Übergang des Gewerbegebietes ‚Hohe Brücke‘ zur offenen Riedlandschaft des Rheintals setzt einen sensiblen Umgang mit den landschaftlichen Eigenheiten voraus. Das für das Gewerbegebiet erarbeitete Bepflanzungskonzept wird in die Gestaltung integriert: Entlang des Baches werden die bestehenden Ufergehölze mit Weiden, Schwarzerlen sowie Pflanzungen aus Schilf und Rohrkolben ergänzt.
Entlang der verkehrsberuhigten und nunmehr lediglich als Geh- und Fahrradweg sowie für den Busverkehr genutzten Kesselstraße entstehen so Aufenthaltsbereiche mit naturnahem Charakter und Blick in die umgebende Landschaft. Die Straßen und Flurgrenzen werden durch Baumreihen aus Grauerlen und Sandbirken begleitet. Ein Belagsmuster aus großformatigen Ortbetonplatten charakterisiert den Vorplatz des durch eine Gräserpflanzung gerahmten Doppelmayr Neubaus. Die zentrale Platzfläche wird durch ein Rasenpodest mit Sitzaufkantung und eine Gruppe Sandbirken gegliedert. Durch die Belagsfläche entsteht ein optischer Zusammenhang zwischen dem Bürogebäude und der Produktionshalle. Die Bushaltestellen sind in unmittelbarer Nähe zur Produktionshalle und dem zentralen Eingangsbereich angeordnet. Durch das Freiraumkonzept wird ein angemessener Übergang zwischen Gewerbegebiet und umgebender Landschaft sowie repräsentative Außenanlagen für das Bürogebäude angestrebt.