Der gebürtige Bregenzerwälder Hermann Kaufmann, für den Holz seit seiner Jugend ein Thema ist, wurde mit dem 34. Dr. Toni-Russ-Preis ausgezeichnet. Vorarlbergs Architekturszene sorgt weltweit für Furore. Sie ist in ihrer Vielfalt „unbeschreibbar und in ihrer Verästelung unüberschaubar geworden“, so Architekturkritiker Friedrich Achleitner bei der Verleihung des 34. Dr. Toni-Russ-Preis und –Ring an Architekt Univ.-Prof. Dipl.Ing. Hermann Kaufmann. Vorarlberg ist zum Mekka der zeitgenössischen Architektur geworden. Der 48-jährige gebürtige Bregenzerwälder Hermann Kaufmann, für den Holz seit seiner Jugend ein Thema ist, wurde vor rund 400 Gästen im Bregenzer Festspielhaus mit dem 34. Dr. Toni-Russ-Preis ausgezeichnet. „Das Außergewöhnliche ist die große Zahl ausgezeichneter Architekten und die Durchdringung des Bildes in der bebauten Umgebung. Es dominieren also nicht die Einzelstars“. So kleidet Hermann Kaufmann, der in Schwarzach seit vielen Jahren gemeinsam mit Christian Lenz ein Architekturbüro betreibt, was Vorarlberg international zum Brennpunkt macht. Das Schaffen der Architekten lockt mittelerweile schätzungsweise rund 5000 Gäste pro Jahr ins Ländle.
Der renommierte Festredner Achleitner, Autor des einzigen Standardwerkes über die Architektur in Österreich, erinnerte an die „Revoluzzer-Wurzeln“ der heute etablierten und international erfolgreichen Vorarlberger Architekten. Um der gesetzlichen Zwangsjacke der Ziviltechnikerprüfung zu entkommen, bildeten sie die Gruppe der Vorarlberger Baukünstler, der Hermann Kaufmann zwar nicht angehörte, aber nahe stand. Die „jungen Wilden“ sind ruhiger geworden, heute ist es die „Vorarlberger Schule“, bestehend aus rund 40 bis 50 Architekten, die an einem Strick ziehen, so Hermann Kaufmann. Deren gemeinsame Sprache ist einfach und klar. Schönheit des Holzes Achleitner verwies gestern schließlich auf die Wiederentdeckung der Ästhetik alter Holzbearbeitungs- und Behandlungsmethoden. „Ein noch wichtigeres Element bestand in der räumlichen Artikulation erweiterter Wohnbedürfnisse, in der Entdeckung offener Raumstrukturen, denen der Holzbau sehr entgegen kam. Kaufmann nehme die Architektur, je nach Bauaufgabe, in den unterschiedlichsten Formen an die Kandare. Ihr ästhetischer Mehrwert sei kein isolierter, sondern eine – aus dem Bedarf in einem höheren, kulturellen Sinne gewonnene Qualität. Nicht stehen bleiben Kaufmann selbst, der bis dato rund 300 Objekte geplant hat – 80 Prozent davon in Holz – will weitergehen: „Wir dürfen nicht im eigenen Saft satt werden, sondern müssen über die Grenzen gehen. Dazu ist eine Standardisierung notwendig. Gemeinsam mit Anton Kaufmann, Wolfgang Ritsch und Roland Gnaiger überlegt er im Ländle ein Forum des Erfahrungsaustausches, in welches die Lehre eingebunden wird. Kaufmann selbst ist seit wenigen Monaten Inhaber des ersten Lehrstuhls für Holzbau am Institut für Bautechnik und Entwerfen an der Technischen Universität München.
Erscheinungsdatum
2003
Herausgeber
Laufzeit
00:03:22