Bäumelweg, Brühl
Wohnquartier in nachhaltiger Massivholzbauweise
Die Heidelberger Stiftung Schönau errichtet in der Brühler Albert-Einstein-Straße auf rund 4.000 m² Grundfläche vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 39 Wohnungen in nachhaltiger Holzbauweise.
Beim Spatenstich wurde auch der Ausnahmecharakter des Wohnprojektes deutlich: Mit Beyer Weitbrecht Stotz + Partner (BWS), Partner und Partner Architekten, Hermann Kaufmann Architekten sowie roedig . schop architekten sind gleich vier renommierte Architekturbüros beteiligt. „Jedes Haus wurde von einem der Partner entworfen und trägt dessen unverwechselbare Handschrift“, berichtet Strugalla. Zusätzlich ist das Büro Element A Architekten aus Heidelberg für die Projektleitung und den Innenausbau verantwortlich.
High-Tech in Holz
Durch die Berücksichtigung mehrerer Entwürfe wird auch die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzbausysteme erprobt. „Dadurch sammeln wir wertvolle Erfahrungen, die der Region auch in zukünftigen Bauprojekten zugutekommen“, ist Strugalla überzeugt. So wird ein Mehrfamilienhaus ab Oberkante Keller komplett in Massivholzbauweise ohne den Einsatz von Leim errichtet. „Standfestigkeit und Wohnqualität werden ausschließlich auf Basis innovativer Dübeltechnik realisiert“, berichtet Roland Wehinger von Hermann Kaufmann Architekten. Ein anderer Entwurf sieht einen Holzbau in Leichtbauweise mit einer Dämmung aus Holzwolle vor, die mit umweltfreundlicher Molke und Soda getränkt ist. Das von der Stiftung beauftragte Ingenieurbüro Transsolar Energietechnik führte für alle Entwürfe Simulationen zur Minimierung der Dämmstärken durch, was Baukosten spart und zusätzliche Wohnfläche schafft.
Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter
Als vorbildlich gilt das umfassende Planungskonzept der Stiftung Schönau, das den Architekturbüros als verbindlicher Rahmen diente. Es berücksichtigt Nachhaltigkeit, Wohnkomfort und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen. Alle vier Häuser werden in ökologisch nachhaltiger Holzbauweise errichtet. „Allein dadurch sparen wir eine CO2-Menge ein, die fünf Millionen gefahrenen PKW-Kilometern entspricht“, meint Hans-Georg Stotz vom Architekturbüro Beyer Weitbrecht Stotz + Partner. Eine Besonderheit bei dem Projekt: Die Stiftung Schönau setzt eigenes Holz aus den nachhaltig bewirtschafteten Stiftungswäldern ein, das von regionalen Sägewerken verarbeitet wird. „Der regionale Ansatz sichert kurze Transportwege und ist ökologisch besonders wertvoll“, meint Christian Taufenbach von Element A. Bei der Planung wurde der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet, insbesondere im Hinblick auf die „Graue Energie“ der Baustoffproduktion, der Betriebs- sowie der Recyclingphase. Dabei werden auch unterschiedliche energetische Konzepte umgesetzt, unter anderem Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen zur Strom- und Wärmeerzeugung. „Das Holzbauprojekt in Brühl zeigt vorbildlich, wie man einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz mit einem klimaaktiven Gebäude realisiert“, ist Jörg Finkbeiner von Partner und Partner Architekten überzeugt.
Sozial und wirtschaftlich nachhaltig
Das Holzbauprojekt in Brühl berücksichtigt nicht nur Umwelt- und Klimaaspekte, sondern ist auch sozial und wirtschaftlich nachhaltig. Für eine hohe Nutzerfreundlichkeit werden die Wohneinheiten barrierefrei bzw. barrierearm ausgestaltet. Ein Teil der Wohnungen sind sogenannte „Schaltwohnungen“ mit flexiblem Grundriss. Bei Nutzungsänderungen kann die Aufteilung der Wohnung so ohne großen Aufwand verändert werden. Auch die Wirtschaftlichkeit kommt nicht zu kurz. „Klimaschutz und Wohnqualität lassen sich hervorragend mit der notwendigen Wirtschaftlichkeit verbinden. Das zeigt unser Holzbauprojekt deutlich“, meint Strugalla. Trotz aufwendiger Planung und anspruchsvoller Ziele ließen sich auskömmliche Renditen erzielen. „Schließlich ist die Stiftung Schönau eine kirchliche Stiftung, die zur Erfüllung ihres Stiftungszweckes Geld verdienen muss.“
Ins nachhaltige Konzept passt auch die Kooperation zur Zwischenlagerung des Erdaushubs mit der Gemeinde Brühl. Dank des kooperativen Entgegenkommens der Gemeindeverwaltung kann der Erdaushub auf dem benachbarten Baugrundstück der Gemeinde Brühl gelagert werden, die dort im Laufe des Jahres 2022 ein weiteres Wohnhaus errichten wird. Dieses partnerschaftliche Zusammenarbeiten schont nicht nur die Umwelt, da zusätzliche Transportwege und CO2-Ausstoß eingespart werden, sondern reduziert auch die Geräuschemissionen während der Bauzeit und damit die Belastungen für die Anwohner. [Stiftung Schönau, 2021]