40. Jubiläum

Wir feiern vier Jahrzente.

„Hermann Kaufmann“ hat sich zu „HK Architekten“ weiterentwickelt. Mit dieser Veränderung sind wir gewachsen, haben Fähigkeiten erworben und noch mehr wunderbare Projekte und Partnerschaften geschaffen. Unser Dank gilt jedem Mitglied in unserem Team: Eure Hingabe ist der Eckpfeiler unseres Erfolgs!

Wenn wir zurückblicken, haben wir viel erreicht und stehen nun am Rande eines neuen Kapitels, erfüllt mit Hoffnung für die Zukunft. In der heutigen Welt ist unser Engagement für nachhaltige Praktiken wichtiger denn je. Wir werden auch weiterhin eine Vorreiterrolle in Sachen verantwortungsvolles Planen einnehmen und eine Zukunft gestalten, in der Holzarchitektur gleichbedeutend mit Umweltverantwortung ist. Auf die nächsten vierzig Jahre der Innovation und des kontinuierlichen Engagements für eine nachhaltigere Welt.

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Hermann Kaufmann, Gründer

Interview

Zum Anlass des Jubiläums haben wir den Gründer, den Namensgeber und den Mann, der alles von Grund auf aufgebaut hat, Hermann Kaufmann, interviewt.

Er ist immer noch aktiv und zentral im Büro, ein engagierter Wegbereiter, international gefragter Redner und weltweit gefragter Berater. Wir wollten wissen, was ihn inspiriert hat, was er sich für die Zukunft erhofft und was er auf seinem Weg gelernt hat.

Moderatorin: Bronwen Rolls

Vor 40 Jahren wurde dieses Büro gegründet. Wir möchten auf diese Zeit zurückzublicken, aber auch nach vorne schauen. Wir wollen wissen, was Du gelernt hast und wie dies die Entwicklung des Büros und auch Dich persönlich beeinflusst hat. Was hat Dich dazu bewogen, eine Beziehung zu Holz und seiner Verwendung in der Architektur aufzubauen?
  

Mein Patenonkel Leopold Kaufmann war Architekt, mein Großvater und Vater waren Zimmerleute. Als ich mein Architekturstudium begann, war meine Perspektive, irgendwann bei meinem Onkel zu arbeiten. Als ich mich während meines Studiums tiefer mit dem Thema Architektur und Konstruktion befasste, merkte ich, dass Holz missverstanden wurde. Deshalb wollte ich mich mehr mit diesem Material beschäftigen. Das Thema Holz hatte damals im Bauwesen keine große Bedeutung. In der Hochschule lernten wir Dinge, die mein Vater so schon nicht mehr ausführte, da sie veraltet waren. Das motivierte mich dazu, an diesem Material dranzubleiben. Diese Grundsatzentscheidung habe ich schon ganz am Anfang meines Studiums getroffen. 

Und dann lernte ich an der Uni in Wien meinen Mentor Professor Ernst Hiesmayr kennen. Er war kein Holzspezialist, aber sehr an diesem Thema interessiert. So hat er mich in sein Büro aufgenommen, wodurch das Thema Holz in seiner Arbeit mehr Bedeutung bekam. Bei ihm setzte ich dann ein paar Holzprojekte um, bis ich in Vorarlberg so viele Aufträge hatte, dass ich mich selbstständig machen und mit Christian Lenz eine Bürogemeinschaft gründen konnte. Nicht nur über Wettbewerbe, sondern auch durch viele Direktaufträge konnten wir bald einige Projekte umsetzten. Es war damals noch einfacher als heute, als junges Büro Fuß zu fassen. Natürlich hat mir die Bekanntheit meiner Zimmererfamilie dabei geholfen.

  

Wenn Du auf 40 Jahre Arbeit in der Architektur zurückblickst: Was hat Dich wirklich verändert und was hat Deine Arbeit verändert? 

Ich glaube, das kann man nicht allein an einzelnen Begebenheiten oder Projekten festmachen. Der Weg führte vom kleinen Maßstab über den mittleren in den großen Maßstab. Das war ein kontinuierliches Arbeiten am Thema Holz. Wir hatten glücklicherweise immer Projekte, bei denen wir etwas Neues ausprobieren konnten, wie zum Beispiel die Wohnanlage Ölzbündt 1996, wo wir zum ersten Mal einen wirklich komplett vorgefertigten mehrgeschossigen Holzwohnbau umsetzen konnten. Das war der Prototyp für ein neues Holzbausystem für den Wohnbau, dessen Entwicklung vom Forschungsförderungsfond Österreich unterstützt wurde. Bausysteme, vorgefertigter Holzbau, Standardisierungen im Holzbau sind Themen, die von unserem Büro die ganze Zeit mit verfolgt wurden. Das große Problem ist ja, dass der Holzbau viel zu unübersichtlich ist und viel zu viele Möglichkeiten bietet. Daher ist jedes Projekt ein bisschen anders. Es gab früher keine Standards, die Vielzahl an unterschiedlichen Produkten verleitetet zu unterschiedlichen Lösungen, beflügelt durch die kleinteilig Holzbranche. Die Holzbauer übertrafen sich gegenseitig mit „Neuerfindungen“. Das war ein Hindernis für die Verbreitung der Idee Holz, weil sich eigentlich niemand so richtig auskannte. Das ist etwas besser geworden, heute gibt es sehr wohl standardisierte Lösungen, an denen wir nicht ganz unbeteiligt sind, denn uns war die Systementwicklung immer ein Anliegen. 

Dann sind Themen dazugekommen, die natürlich sehr stark mit Holz verwandt sind: das ökologische und nachhaltige Bauen haben wir schon sehr früh ernst genommen. Wir waren sicher mit die Ersten, die sich mit Passivhäusern beschäftigten und ganz vorne dabei, als es darum ging, ökologisch oder ressourcenoptimiert zu bauen.

Ein Schlüsselprojekt hierfür ist das Gemeindezentrum Ludesch, das ebenfalls wissenschaftlich begleitet wurde. Wir konnten da zusammen mit der Gemeinde Forschungsgelder lukrieren, um ein Musterprojekt für öffentliches Bauen in Vorarlberg bezüglich Ökologie, Nachhaltigkeit und schadstoffarmem Bauen zu entwickeln. Da die Forschungsergebnisse offengelegt wurden, hat das in Folge starken Einfluss in die Förderrichtlinien des Landes genommen.

Auch hier arbeiteten wir zuerst an einer Konstruktionssystementwicklung. Es war uns wichtig, ein entsprechendes Bausystem mit hohem Vorfertigungsgrad zu haben, so dass man es nicht jedes Mal neu erfinden muss. Daraus entstand das LCT ONE und in weiterer Folge auch das Illwerke Zentrum und weitere Projekte.

Das sind so die Schlüsselprojekte, die wir zum Thema Holzbau und Nachhaltigkeit realisiert haben. Und natürlich die Schule in Diedorf, die wir mit Florian Nagler zusammen geplant haben, bei der ebenfalls ein Forschungsprojekt am Anfang stand. Diedorf wollte eine Vorzeigeschule im Plusenergiestandard mit vorgefertigter Holzbauweise und schadstoffarmer Umsetzung. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat dieses Forschungsvorhaben formuliert und begleitet und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Schule hat ziemliche Wellen geschlagen und z.B. den begehrten Deutschen Architekturpreis bekommen. Heute würden wir das Projekt vereinfachen, denn die Energieeffizienz wurde mit einem zu hohen Technikanteil realisiert. Aber das ist ja der Sinn der Forschung: etwas zu probieren, etwas auszuloten und dann im Nachgang die Dinge selbstkritisch zu überdenken. 

Der nächste Schritt war dann, Holz aus zwei und drei Geschossen herauszuführen in die Vielgeschoßigkeit, an die Hochhausgrenze und über die Hochhausgrenze hinaus.

Gibt es in Bezug auf die Verwendung von Holz in der Architektur eine Lücke, die Du im Verständnis und der Verwendung des Materials siehst? Oder müssen lediglich die Normen und die Akzeptanz des Materials aufholen? 

Lücken gibt es immer. Nach wie vor ist ein Holzbau komplexer in der Genehmigung sowie der Umsetzung im Vergleich mit anderen Baustoffen. Es braucht eine sehr hohe Kompetenz innerhalb eines Planungsteams und das Thema vorgefertigtes Bauen erfordert auch einen geänderten Planungsprozess, bei dem schon sehr früh konstruktives Wissen einfließen muss. Die fehlende Kompetenz bei der Planung sowie bei der Ausführung ist ein großes Hindernis und allzu oft werden motivierte Bauherren frustriert und der Holzbau kommt in Verruf. Darin sehe ich die größte Gefahr derzeit, denn Holz ist im Trend, alle versuchen, auf den Zug aufzuspringen aber das Know-how ist zu wenig vorhanden. Es passieren dramatische Fehler, was das Vertrauen in Holzbau tief erschüttern kann. Mittlerweile gibt es sehr viele Schulen und Institutionen, die versuchen, das Wissensdefizit zu bekämpfen. Hoffentlich gelingt es, in kurzer Zeit das Wissen zu skalieren. Während meiner Zeit an der TU München habe ich genau das versucht, und bei vielen meiner Studentinnen und Studenten ist die Idee moderner Holzbau auf fruchtbaren Boden gefallen. Auch durch unsere Forschung wurde einiges initiiert. Hier haben wir zum Bespiel mit der Weiterentwicklung des internetbasierten Bauteilkataloges von Holzforschung Austria „dataholz.eu“ in Kooperation mit diversen Institutionen, einen wichtigen Beitrag zur Standardisierung geleistet. Auch die Normen und Gesetze müssen sich weiterentwickeln, um den Holzbau besser einschätzbar und berechenbarer zu machen. Die Akzeptanz für Holz explodiert derzeit geradezu. Es braucht alle Anstrengungen, dass sich daraus eine Kontinuität entwickelt. Die Gefahr besteht, dass durch fehlende Expertise sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung Fehler gemacht werden und der Holzbau dadurch in Verruf geraten könnte. 

Nachhaltigkeit und Architektur gehören zusammen. Wie beeinflussen Deine persönlichen Werte und Überzeugungen die Richtung, die Du in der Architektur gehst?

Grundsätzlich waren mir Umwelt- und Naturschutzthemen immer schon sehr nahe, auch in meiner Schulzeit. Deshalb bin ich so hartnäckig an diesen Themen drangeblieben. Allerdings nie dogmatisch. Ich habe immer Kompromisse gemacht und versucht, diese Dinge so gut es eben ging und so gut es die Menschen auch verstanden haben, in unseren Bauten umzusetzen. Aber nicht dogmatisch. Vielleicht wäre ein bisschen mehr Dogmatik manchmal gut gewesen.  

Wenn wir in die Zukunft schauen: Was erhoffst Du Dir für die Zukunft der Architektur und für dieses Büro? 

Ich habe den Plan – das ist keine Hoffnung, sondern ein Plan – das Thema Klimaschutz jetzt konsequent anzupacken. Was Nachhaltigkeit betrifft wissen wir: unser Standard ist noch lange nicht der Standard, den wir haben könnten. Ressourceneffizientes Bauen, Wiederverwendung, die Möglichkeit schaffen, dass Bauten später auch wieder demontiert und die Baustoffe wiederverwendet werden können. Außerdem: Bauten langlebiger machen, indem sie besser dafür geeignet sind, auch in Zukunft unterschiedlichste Funktionen aufzunehmen. Diese Themen müssen wir ganz konsequent weitertreiben.  

Aber auch die Tatsache, dass es heute einfach möglich ist, Gebäude zu produzieren, die kaum mehr Energie verbrauchen, die fast autark sind, ist etwas in den Hintergrund getreten. Das Thema Passivhaus wurde in den letzten Jahren etwas in Frage gestellt, da man gemerkt hat, dass es nicht unbedingt der Königsweg ist. Hier die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft wirklich in Projekten umzusetzen – das ist die Aufgabe, die wir vor uns haben. 

  

Wenn wir über die Zukunft und den Plan sprechen, den Du hast, so wird dieser zusammen mit Deinem Team umgesetzt. Welchen Rat möchtest Du den jungen, aufstrebenden Architekt:innen anbieten? 

  

Wir haben ja den Vorteil, dass wir auf einen großen Erfahrungsschatz aufbauen können, dass wir ein gutes Fundament und Knowhow haben. Die Dinge, die wir jetzt weiterbringen möchten, können wir auf einer guten Basis aufsetzen. Das ist keine neue Idee, die aus dem Nichts kommt, sondern eine Weiterentwicklung von dem, was wir bis jetzt gemacht haben. Das ist für junge Menschen interessant: nicht von vorne beginnen zu müssen, sondern auf bestimmte Erfahrungen neue Dinge aufsetzen zu können. Themen, die junge Generationen interessieren, müssen wir konsequent umsetzen. 

Du hast mit diesem Team und einigen Mitgliedern dieses Teams jahrzehntelang zusammengearbeitet, was eine große Leistung ist. Was hat Dich die nächste Generation, die im Büro arbeitet, gelehrt? Was hast Du aus der Arbeit mit diesen jüngeren Leuten gelernt? 

Viel! Wir lernen viel von den jungen Mitarbeitenden. Im Moment merke ich, dass wir im Büro etwas träge sind, was die Implementierung neuer Tools und die Möglichkeiten der Digitalisierung anbelangt. Wir können von den Jüngeren lernen, diese Dinge mehr in den Tagesablauf zu implementieren. Die junge Generation hat sich in ihrer Ausbildung mit ganz anderen Themen befasst als wir. Auch diese Dinge können wir im Büro weitertreiben.

Im Büro seid ihr ein Team von ca. 25 Leuten. Was macht euch zu einem Team? 

Wir haben uns in regelmäßigem Rhythmus von außen Unterstützung und Coaching zu den Themen Büroleitung, Teamführung und Verständnis für ein Team geholt. Ich glaube schon, dass dies den Teamgeist gefördert hat. Wenn man merkt, dass man gemeinsam an Dingen arbeitet, die auch Schwierigkeiten und Probleme mit sich bringen, ist das sehr wichtig. Außerdem wird der Teamgedanke auch dadurch unterstützt, dass wir in der Öffentlichkeit als Büro mit einer bestimmten Botschaft wahrgenommen werden. Für die Mitarbeitenden ist es attraktiv, dass sie in einem Büro arbeiten, das durchaus Gehör in der Öffentlichkeit findet. Dazu gehören auch die Publikationen, wie unter anderem die Monografie im DETAIL Verlag. Ich kann mir vorstellen, dass es toll ist, in so einem Team mit dabei zu sein.  

Eine letzte Frage: Auf was bist Du am meisten stolz? 

Da spreche ich jetzt nur von der beruflichen Seite – natürlich gibt es viele andere Dinge. Aber beruflich bin ich stolz darauf, dass es uns gelungen ist, eine gewisse Relevanz in der Fachwelt erreicht zu haben. Wir konnten über die Grenzen hinaus bestimmte Botschaften streuen und dazu beitragen, dass Holz heute so ein wichtiges Thema im Bauwesen geworden ist. Da waren wir nicht ganz unschuldig, darauf bin ich stolz.  

Super, Danke, Hermann.  

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